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Fahrradfreundlicher Anlagenring

Wer in Gießen Fahrrad fährt, lebt mitunter gefährlich. Zwar haben wir in städtischer Verantwortung in den letzten Jahren einige Verbesserungen für den Radverkehr erreicht, etwa die Fahrradstreifen entlang der Frankfurter Straße oder im unteren Bereich der Grünberger Straße. Aber es wäre eine Lüge zu behaupten, dass sich Radfahrende in Gießen überall gefahrlos fortbewegen könnten. Es bleibt noch viel zu tun, bis unser schönes Gießen ein Mustervorbild für schnellen und sicheren Radverkehr wird. Ein besonders großes Ärgernis ist dabei der Anlagenring.

Herzstück des Gießener Stadtverkehrs

Wenn Licher-, Rodheimer-, Frankfurter- oder Marburger Straße die Hauptverkehrsadern in Gießen sind, dann ist der Anlagenring das Herz unseres Stadtverkehrs. Egal von wo nach wo man in Gießen fahren will. Liegt das Ziel auf der anderen Seite der Stadt, kommt man in der Regel nicht drum herum zumindest ein Teilstück über den Anlagenring zu fahren. Zumindest wenn man in einer akzeptablen Zeit sein Ziel erreichen will. An einigen Stellen des Anlagenrings ist dies jedoch immer wieder mit gefährlichen Situationen verbunden. Daher versuche ich die aktuelle Situation mit etwas Galgenhumor positiv zu sehen: auf der Herbstmesse müsste ich für den gleichen Adrenalinkick 5€ bezahlen.

Anlagenring neu gestalten – Aber wie?

Wer ein fahrradfreundliches Gießen will, der wird nicht darum herum kommen mindestens eine Spur des Anlagenrings für den Radverkehr zu reservieren. Diese Erkenntnis setze ich als gegeben voraus. Was jedoch weniger selbsterklärend sein dürfte, sind die folgenden Fragestellungen:

Wie soll der Verkehr geführt werden? Als Einbahnstraße um die Innenstadt herum oder doch lieber in zwei Fahrtrichtungen?
Soll es eine durchgehende Busspur geben?
Wo auf dem Anlagenring sollte die Fahrradspur verlaufen? Innen oder Außen? Oder doch lieber in der Mitte?

Der Einbahnverkehr – schnell doch lästig

Der Anlagenring als eine einzige große Einbahnstraße hätte einige Vorteile. Viele Ampeln könnte man sich schlichtweg sparen, weil ihre Hauptfunktion darin besteht die Abführung des Verkehrs von den beiden Innenspuren zu gewährleisten. Das würde den Verkehrsfluss beschleunigen. Und der Radverkehr müsste nur noch auf Kraftverkehr aus einer Fahrtrichtung achten. Gerade die besonders gefährlichen Abbiegesituationen würden sicherer werden. Dafür wäre es ausgesprochen lästig, wenn man mal mit dem Auto eine Abfahrt verpasst oder nur ein kurzes Stück in die entgegengesetzte Fahrtrichtung fahren will. In beiden Fällen wäre eine Ehrenrunde um die Innenstadt fällig, sofern man keine Beipassrouten durch angrenzende Wohngebiete möchte.

Durchgehende Busspur

Eine durchgehende Busspur würde den Nahverkehr beschleunigen. Besonders dann, wenn mit moderner Technik ausgestattete Ampeln den Busverkehr durch Grünholung bevorzugen würden. Durch die Kombination von Busspur und Fahrradspur ergäbe sich auch der Vorteil, dass sich der Radverkehr eine Hälfte des Anlagenrings nur noch mit dem Busverkehr teilen müsste und ohne große Umbaumaßnahmen vom PKW-Verkehr baulich getrennt wäre. Dies würde mehr Verkehrssicherheit für den Radverkehr bedeuten.

Fachplanung und Verkehrsversuch

Offen gestanden wissen wir nicht, wie wir den Anlagenring umgestalten sollen. Wir wissen nur, dass er umgestaltet werden muss. Und dass dies zugunsten des Rad- und Nahverkehrs erfolgen muss. Es wäre auch vermessen eine Herz-OP am Gießener Stadtverkehr durchzuführen ohne eine zweite Meinung einzuholen. Deswegen wollen wir ein Planungsbüro beauftragen und die Alltagsexpertise unserer Stadtgesellschaft bei der Planung mit einbeziehen. Mit einem Verkehrsversuch wollen wir dann die Ergebnisse zunächst in der Realität testen und wo nötig nachjustieren.