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Grundschulen: Orte für die ganze Familie

Wir wissen: Immer mehr Kinder gehen ganztags zur Schule. Grundschulen sind für viele Kinder längst zum Lebensort geworden. Kinder lernen überwiegend in der Schule und Hausaufgaben nach der Schule fallen immer weniger an. Dennoch bleibt die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus für den Bildungserfolg von Kindern enorm wichtig. Familienzentren an Grundschulen bieten neue Möglichkeiten für Eltern und Schule, zum Wohle der Kinder zusammenzuarbeiten.

Schule und Eltern

Wir wissen auch: Gerade in der Grundschule sind viele Eltern stark engagiert. Sie beteiligen sich ehrenamtlich, lesen regelmäßig vor, begleiten Ausflüge, sind im Förderverein dabei. Aber längst nicht alle Eltern finden den Zugang zu diesen Möglichkeiten der Mitwirkung und längst nicht alle wissen, wie Schule ihre Kinder jenseits des Unterrichts unterstützen kann.

Ein Schlüsselerlebnis 2016: Wir luden einen Vater syrischer Herkunft, erst kurz in Deutschland, in die Grundschule ein, um über konkrete Förderung für sein Kind zu beraten. Bei seiner Ankunft war er sehr aufgeregt. Die Aufregung ging dann in Überraschung über: Dass die Schule Eltern nicht vor-, sondern einlädt, um über Unterstützung statt über Fehlverhalten, Strafe und Sanktionierung zu sprechen, hatte er bisher noch nicht erlebt.

Das zeigt: Damit Vertrauen und verlässliche Kooperation zwischen Schule und allen Eltern entstehen können, sind positive Begegnungen, interessante Gesprächsanlässe und bedeutsame Angebote für Eltern erforderlich. Die Schule muss zum Ort des alltäglichen vertrauensvollen Gesprächs werden.

Grundschulen – Orte auch für Eltern

Wie schaffen wir das? Das Projekt „Familienzentren in Grundschulen“ knüpft an die positiven Erfahrungen mit Familienzentren in Kindertagesstätten an. Sie sind mitten im Stadtteil oder Wohngebiet verankert und bieten Eltern in der Schule einen Ort für Begegnung, Beratung und Bildungsangebote. Unter dem Dach des Familienzentrums werden bedarfsgerechte Angebote für sehr unterschiedliche Interessen für Eltern entwickelt, werden Brücken zwischen Schule und Elternhaus gebaut. Schule heißt Familie willkommen. Familienzentren zielen auf die Stärkung von Eltern und auf gelingenden Kooperation im Interesse der Kinder. Denn was für Eltern gut ist, ist auch für Kinder gut.

Familienzentren leben von Kooperationspartnern

Familienzentren leben von vielfältigen Kooperationsbezügen: Organisationen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, Initiativen und Vereine aus dem Quartier wirken mit.

Das hat in Gießen Tradition: Wir können hier an langjährige Beziehungen zwischen Grundschulen und den Trägern der Gemeinwesenarbeit anknüpfen. Erfahrungen gibt es in Gießen auch mit einem Elterncafé, bei dem unterschiedliche Organisationen wie z. B. Jobcenter oder Bildungsträger über Angebote informieren.

Familienzentren entstehen schrittweise

Zum Auftakt soll ein Pilotprojekt an drei  Grundschulen entstehen. Gemeinsam mit den Schulen wird ein Orientierungsrahmen erarbeitet, danach werden an jeder Schule die notwendigen personellen und finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt. Das Pilotprojekt wird von kommunaler Seite begleitet, die Ergebnisse erfasst und ausgewertet und bei Erfolg auf andere Grundschulen ausgeweitet.

Das können Familienzentren an Grundschulen:

  • Organisation eines offenen Elterncafés;
  • Angebot von Kursen für Erwachsene (Nähen, Entspannen, Gesundheit etc.);
  • Organisation von interkulturell ausgerichteten Veranstaltungen und Förderung des interkulturellen Dialogs;
  • Organisation von Deutschkursen für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte;
  • Informationen und Beratungen zu schulischen Fragen, zu Erziehungsfragen und zum Übergang in weiterführende Schulformen.

Familienzentren in Grundschulen setzen die Arbeit der Kindertagesstätten mit Familienzentren konsequent fort, knüpfen an die bestehenden Kooperationen mit der Gemeinwesenarbeit, mit Vereinen und Stadtteilprojekten an, entwickeln Angebote für Eltern und stärken die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Eltern. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Bildungsbenachteiligung und zur Förderung von Chancengleichheit.